Beim mutmaßlich stärksten Gruppengegner der Deutschen ist bei der EM 2012 der Name einmal mehr Programm: Die Oranjes aus den Niederlanden gehen selbstverständlich auch in Polen und der Ukraine in gänzlich orangefarbenen Trikots an den Start. Bei den Holländern sind dem Gestaltungswillen der Trikot-Designer von jeher enge Grenzen gesetzt – und dennoch wird der Vizeweltmeister von 2010 im kommenden Sommer leicht verändert über den Rasen schweben. Der Verband hat dieses Mal einen merklich dunkleren Farbton gewählt und macht damit auch optisch unmissverständlich klar, dass die Zeit der Schönspielerei längst ein Ende hat.
Schon in Südafrika führte Bert van Marwijk sein Team mit schnödem Ergebnisfußball in die Weltspitze zurück. Zwar braucht sich der Trainer angesichts von Spielern wie Robben, Huntelaar und Schneijder über mangelnde spielerische Qualität wahrlich nicht zu beklagen, dennoch wählte der Bondcoach in den letzten Jahren zumeist einen anderen Weg: Mit technischer Brillanz sorgten die Niederländer seither nur noch gelegentlich für Aufsehen, dafür machten in aller Regel die Resultate froh – zumindest wenn es nicht gerade gegen den Erzrivalen aus Deutschland geht. Gegen Jogis Jungs setzte es im Freundschaftsspiel ein deprimierend deutliches 0:3; hatten sich die Holländer zuvor noch als heimlicher EM-Favorit gewähnt, wurde diesen Ambitionen nun einen herben Dämpfer verpasst.
Abschreiben darf man die Oranjes selbstverständlich dennoch nicht, schließlich nötigt allein ihre Stabilität größten Respekt ab. In der EM-Qualifikation wurde die Vorrundengruppe mit großem Vorsprung gewonnen, erst im bedeutungslosen letzten Spiel erlaubte sich die Mannschaft ihren einzigen Ausrutscher. Beim anstehenden Turnier werden die Fans nun erneut eine hochmotivierte Mannschaft in den holländischen Trikots bestaunen können – die Hammergruppe übersteht schließlich nur, wer von Beginn an Vollgas gibt.